Kinderarmut in der reichen Schweiz

 

Die Literaturanalyse, welche das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien  (BASS 2016:V) im Auftrag des Nationalen Programms zur Bekämpfung und Prävention von Armut durchgeführt hat, nennt, dass fast ein Drittel aller SozialhilfebezügerInnen Kinder sind.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS 2016) war in der Schweiz im Jahr 2014

Jedes 6. Kind armutsgefährdet;

das sind knapp 234 000 Kinder in der Schweiz

oder eine Armutsgefährdungsquote von 16%.

 Schätzungen reichen bis zu einer Viertelmillion armer Kinder (BASS 2016:6).

 

Das BFS (2016) sagt weiter, dass 2014

Jedes 20. Kind von Einkommensarmut betroffen war;

das sind knapp 73 000  Kinder in der Schweiz

oder eine Armutsquote von 5% 

 

 

„Das heisst:

in jeder Schulklasse gibt es durchschnittlich ein

von Armut betroffenes und zwei armutsgefährdete Kinder.“

Caritas (2017)

 

Zum einen sind Kinder überproportional betroffen, wenn sie nur mit einem Elternteil aufwachsenFast zwei Drittel aller Familien in der Sozialhilfe sind Einelternhaushalte (BASS 2016:6).

70%, etwas mehr als 51 000 Kinder, wachsen in Working-Poor-Haushalten auf. Das bedeutet, dass Familien trotz bezahlter Arbeit nicht auf ein genügendes Einkommen kommen. Laut dem BASS (2016) handelt es sich in um Alleinverdienerhaushalte. In diesen Familien reicht das Einkommen häufig nicht und die Kinder sind häufig benachteiligt:

  • Jedes 2. Kind, welches nur mit einem Elternteil aufwächst ist von mindestens einer materiellen Entbehrung betroffen.
    • Zum Beispiel verfügen 7.8% der betroffenen Kinder  zu Hause über keinen angemessenen Ort um ihre Hausaufgaben zu erledigen.
    • Über 30% können abgenützte Möbel nicht ersetzen.
  • Jedes 4. Kind welches nur mit einem Elternteil aufwächst ist armutsgefährdet.
  • Jedes 7. Kind welches nur mit einem Elternteil aufwächst ist armutsbetroffen.

 

Die zweite überdurchschnittlich armutsgefährdete Gruppe sind Migrationsfamilien mit beruflich tiefqualifizierten Eltern. Sie sind selten alleinerziehend, aber typischerweise Working Poor. Unter anderem beziehen sie aus Angst auch dann keine Unterstützungsleistungen wie Sozialhilfe, wenn sie Anrecht darauf hätten (BASS 2016:7).

Zum anderen sind Kinder besonders betroffen, wenn die Eltern oder Erziehungsberechtigten keine bezahlte Arbeit hatten.

In diesem Fall ist fast jedes 2. Kind armutsgefährdet und jedes fünfte armutsbetroffen. Laut dem Bundesamt für Statistik (2016) sind diese Kinder häufiger mit materiellen Einschränkungen und mangelhaften Wohnsituationen konfrontiert. Rund 30% der armutsbetroffenen Kinder kommen aus diesen Verhältnissen.

Eine kleinere Gruppe ist armutsgefährdet, wenn Eltern psychisch erkranken, Sucht- oder Gewaltprobleme haben oder Flüchtlingsfamilien (BASS 2016:V).

 

 

Literaturverzeichnis

 

Bundesamt für Statistik (2016). Armut und materielle Entbehrung von Kindern. Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) 2014. Neuchâtel: Eidgenössisches Departement des Innern. Link zur Studie

Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG: Stutz, Heid, Livia Bannwart, Dr. Aurélien Abrassart, Melania Rudin, Victor Legler, Margaux Goumaz, Mattia Simion und Dr. Philipp Dubach (2016).. Kommunale Strategien, Massnahmen und Leistungen zur Prävention und Bekämpfung von Familienarmut. Schlussbericht Im Auftrag Nationales Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Bern: Bundespublikationen. Link zur Studie 

 

Caritas: Fredrich, Bettina (2017).Caritas-Positionspapier. Kinderarmut überwinden: Gefordert ist die Politik. Fachstelle für Sozialpolitik Caritas Schweiz: Luzern. Link zur Studie